Sonntag, 23. Oktober 2011

Leseprobe "Der Punk und die Lady"



~ Der Punk und die Lady ~


Immer wieder gleitet mein Blick zu ihm hinüber. Er sieht etwas ungepflegt aus und trägt zerrissene Jeans. Seine Haare sind zu einem Kamm hochgestylt und unterstreichen damit seinen auffälligen Stil. Ein Punk!, schießt es durch meinen Kopf. Erneut huscht mein Blick zu ihm hin. Er ist ungefähr in meinem Alter, stelle ich fest. Wo wohnt er? Ob er arbeitet? Wie er wohl lebt? Sicher von Sozialhilfe.


Wieso mach ich mir Gedanken um einen fremden, schmuddeligen Punk? Verärgert schiebe ich meinen Einkaufswagen weiter zwischen den Supermarktregalen hindurch. Er läuft mir nochmals über den Weg. Und wieder mustere ich ihn.
Er hat wunderschöne Augen!, sagt die Stimme in mir. Sieh nur! Und seine Hände - so stark und männlich. Mmh ... ja. Er hat ein schönes Gesicht - sehr markante, maskuline Züge, muss ich mir eingestehen. Aber diese Klamotten ...
Ich komme gerade aus dem Büro. Trage ein dunkelgraues Kostüm mit knielangem Rock und eine rote Bluse. Dazu schwarze Pumps. Darunter habe ich meinen schwarzen Lieblings-BH mit passendem String an und halterlose Strümpfe. Meine langen Haare sind hochgesteckt.
Gepflegt und elegant. Das komplette Gegenteil von ihm.

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Plötzlich steigt mir ein markanter männlicher Geruch in die Nase. Mmmhhh ... Wundervoll. Ich liebe diesen Duft, den Herrenduft von Diesel. Neugierig, zu wem der Duft gehört, drehe ich mich um, und ...
ER steht hinter mir - der Punk!

Verrückt! Ausgerechnet er trägt meinen Lieblingsduft?! So in Gedanken bemerke ich nicht, dass ich ihn immer noch anschaue. „Was ist, hübsche Lady?”, fragt er mich ganz direkt.
„Ähh ... Nichts“, sage ich zu ihm und schaue weg. Wie hat er mich genannt? Lady? Jetzt komme ich mir doch ziemlich blöd vor.

Aber sein Geruch lässt mich nicht los. Er zaubert mir ein sanftes Kribbeln auf meine Haut. Ärgerlich rufe ich mich zur Ordnung. Was ist denn mit mir los?
Auf einmal streift eine Hand über meinen Hintern. Ganz frech legt er sie auf meine Pobacke. Ich drehe mich wütend um und funkele ihn böse an. „Hee ..., was fällt Dir ein?”, fahre ich ihn wütend an.
„Hast einen süßen Arsch, Baby”, sagt er frech grinsend zu mir. „Er lädt zum Draufhauen ein!” Und schon gibt er mir einen Klaps darauf. Ich hole aus, um ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Aber er packt mich am Handgelenk, bevor meine Hand ihn trifft. Dabei schaut er mir fest in die Augen. Sein Blick scheint mich auszulachen. Noch wütender geworden, reiße ich meine Hand los und wende mich ab. Blöder Kerl!
 
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Ganz lässig lehnt er am Wagen und lächelt mich an. „Tut mir leid“, sagt er schmunzelnd. „Aber es war so verführerisch, ich konnte einfach nicht widerstehen.”
„Ja. Na klar! Was sollte das gerade? Findest Du das in Ordnung, fremden Frauen an den Hintern zu fassen?”, antworte ich schnell, dränge mich an ihm vorbei und will einsteigen. Wieder dringt mir sein Duft in die Nase.

„Wo wohnst du?”, will er wissen. „In der Innenstadt”, antworte ich ihm und ärgere mich gleich über mich. Warum erzählst du ihm das?, fragt mich meine innere Stimme. Das geht ihn doch gar nichts an!
„Kannst Du mich ein Stück mitnehmen, süße Lady?”, fragt er mich jetzt. Eigentlich nehme ich nie Fremde mit. Aber sein Duft benebelt mir wohl die Sinne. Ein Blick in seine Augen lässt mich alle meine Prinzipien vergessen. „Ja klar”, sage ich zu ihm, und meine innere Stimme ruft: Bist du verrückt?

Er setzt sich lässig auf den Beifahrersitz. Als ich ins Auto einsteige, rutscht mein Rock nach oben und lässt den Rand meiner halterlosen Strümpfe etwas hervorblitzen. Natürlich bemerkt er es und schaut ungeniert auf meine Beine.
So ein Mist, denke ich und ziehe meinen Rock etwas tiefer. Er grinst, und ich komme mir total blöd vor. Ohne etwas zu sagen, starte ich den Wagen und fahre los.
„Ich mag Halterlose“, meint er zu mir. „Sie sind super sexy.“ Ich fühle, wie ich feuerrot anlaufe. „Hast doch geile Beine, Baby!”, sagt er dann. „Warum versteckst du sie?” Völlig ungeniert legt er seine Hand auf mein Bein.

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Ich halte vor dem Haus, in dem er wohnt. 
„Kann ich dich zu einem Kaffee einladen?”, fragt er mich. „Als Entschuldigung sozusagen.” Verschmitzt lächelt er mich an. Warum eigentlich nicht?, denke ich, und die Stimme in mir ruft: Spinnst du? Mit einem Fremden in die Wohnung zu gehen ...
Meine Neugier schiebt die warnende Stimme beiseite. Er hat so ein süßes Lächeln und seine Augen strahlen mich an. Ich gehe mit.
Er öffnet die Tür, und ich bin positiv überrascht. Eine wirklich schöne Wohnung erwartet mich. „Setz dich ins Wohnzimmer, Süße”, sagt er zu mir. „Ich mach uns schnell einen Kaffee.”
Nach einer Weile kommt er mit zwei Tassen duftenden Kaffees hinein. Wir unterhalten uns und lachen viel. Es ist, als kennen wir uns schon seit Ewigkeiten. Immer wieder treffen sich unsere Blicke.
Er ist ganz anders, als ich dachte. Da ist etwas in seinem Blick, das mich in seinen Bann zieht. Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, ich muss nach Hause ...

Er bringt mich zur Tür, um mich zu verabschieden. Blitzschnell greift seine Hand in meinen Nacken, er zieht mich zu sich heran und drückt mir einen langen, zärtlichen Kuss auf meine Lippen. Dann lässt er mich genauso schnell wieder los, schaut mir tief in die Augen und sagt: „Du bist wunderschön, kleine Lady.”
Ganz verdattert stehe ich da. Unfähig, mich zu bewegen. Alles ging blitzschnell. Meine Gedanken rasen. Das Blut kocht in meinen Adern. Seine Hand streicht sanft über meine Wange. „Bitte bleib!”

Was? Bleiben? Hier bei ihm? Meine Gedanken überschlagen sich. Aber ich kenne ihn doch gar nicht ... Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Ich schaue ihn an. Er sieht toll aus, hat wunderschöne Augen, und er riecht so gut. Was tu ich denn jetzt?

„Nein!”, höre ich mich sagen. „Nein, ich kann nicht.” Ich greife die Türklinke, öffne die Tür und gehe aus seiner Wohnung.



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Ob sie wirklich geht, erfahrt ihr hier:

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